|
Elf Monate und einen Tag
|
Autor: Elmar Heer Eingestellt am: 27.08.2005
|
"Welcome to the mission", selten ließ mir ein kurzer Satz mit solcher Wucht einen Stein vom Herzen fallen wie dieser, ausgesprochen im 2. Stock des UN-Hauptquartiers in Sarajevo von einem rothaarigen, sommersprossigen Bilderbuch-Iren, der mir gleichzeitig kräftig die Hand drückte.
Denn dieser freundliche Willkommensgruß bedeutete, dass das Überwinden aller Hürden - vom ersten Englischtest in Nürnberg über die ärztlichen und psychologischen Tests bis hin zu Kursen und Seminaren - nun vom Erfolg der bestandenen UN-Englischprüfung gekrönt worden war. Erst jetzt stand fest, dass ich tatsächlich als Mitglied der International Police Task Force (IPTF)für die United Nations in Bosnien Herzegowina arbeiten werde. Peinlich, wäre ich ausgerechnet bei diesem letzten Test durchgefallen und deshalb wieder nach Hause geschickt worden, auch wenn ich nicht der Erste gewesen wäre.
Gut ein Jahr war vergangen, seitdem ich mein lange erwogenes und immer wieder verworfenes Bewerbungsschreiben dann doch auf den Dienstweg geschickt hatte. Nun, nach einer Woche Unterricht im Keller des Hauptquartiers über die "Dos and Don’ts" (Gebote und Verbote) bei den UN war klar, dass ich in Bihac im Norden Bosniens meinen Dienst leisten würde.
Ich war froh darüber, Sarajevo mit seinem fast undurchdringlichen Wintersmog, die Sichtweite betrug nachts oftmals weniger als 5 Meter, verlassen zu können. Das Wahrzeichen der ehemaligen Olympiastadt ist heute das völlig zerstörte, zu einem Berg von Betonplatten zusammengebrochene Pressezentrum, aus dem das einstige Treppenhaus wie ein mahnender Finger in den Himmel ragt. Aber mit seinem einigermaßen erhaltenen, historischen Stadtkern und der Budenstadt in der Fußgängerzone hat Bosniens Hauptstadt durchaus einen Teil ihres ehemaligen Reizes erhalten. Oberflächlich betrachtet unterscheidet sich Sarajevo kaum noch von anderen Großstädten mit ihren Leuchtreklamen, Verkehrsgewühl und verglasten Neubauten.
1 2 (4233)
|
|
|
|
* Aktuelles *
(23.11.2024)
|
|
"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
|
|