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Die uniformierten Jahre des Ulf Hornung
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Autor: Bodo Doering Eingestellt am: 29.08.2005
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Langsam fuhren Kron und Ulf durch die Randbereiche der Odenwaldgemeinde und suchten nach einem Wochenendhausgelände, an oder auf dem eine Isabella stehen müsste. Ganz ordentliche Wochenendhäuser bekamen sie zu Gesicht in einem Bereich, in dem die Polizei kaum präsent zu sein brauchte. Hier passierte nichts. Schließlich entdeckten die beiden Beamten den gesuchten Wagen doch.
Durch ein schweres schmiedeeisernes Torgitter sahen sie die Isabella stehen. Ein zweigeschossiges, nicht gerade kleines Haus stand, halb hinter hohen Hecken versteckt auf einem mit Blumenbeeten und Sträuchern angelegtem Grundstück. Aus dem Schornstein quoll dicker heller Rauch. Allem Anschein nach war gerade Feuer in einem Ofen oder Herd angezündet worden.
Ulf hatte den Streifenwagen angehalten und den Motor abgestellt. Er sah zu Kron hinüber, der in den Akten blätterte und nochmals nach dem Namen der Familie suchte, obwohl er den mit Sicherheit wusste. Ulf schien es, als wolle Franz Kron nur Zeit gewinnen, und er wusste warum.
„Franz, du weißt, dass du heute dran bist, das letzte Mal war ich...“
„Ich weiß es ja, ich weiß es ja. Scheiße! So etwas mache ich nicht gern. Mir wird jedes Mal bald schlecht, aber es hilft ja nichts. Also los!“ Sie stiegen beide aus, hatten es aber nicht eilig. Zeit schinden, einfach Zeit schinden vor dem, was letztendlich doch unvermeidlich war.
Die schwere Klinke des Tores gab zwar nach, als Ulf sie nach unten drückte, doch das Tor war abgeschlossen. Vom Haus her waren Geräusche zu vernehmen. Und dann konnten die Beamten erkennen, dass jemand den Frühstückstisch deckte und die Tassen auf Untertassen stellte, nicht gerade leise.
„Hallo!“ Kron wiederholte seinen Ruf nochmals. Sie warteten. „Hallo!“, Kron versuchte es jetzt lauter. Dann erschien ein großer schlanker Mann, mit silbrigem welligem Haar an der Hausecke, und als er die Beamten sah, kam er interessiert und freundlich blickend auf sie zu.
„Guten Morgen, meine Herren, tut mir leid, ich habe hier kein Telefon. Sollen Sie mich holen? Werde ich in Mannheim gebraucht? Ich bin dort Staatsanwalt.“ Fragend blickte er von einem zum andern.
„Sind Sie, sind Sie Herr Richtberg, der Vater von Gerhard Richtberg?“, fragte Franz Kron zurück. Die Miene des Staatsanwaltes veränderte sich schlagartig von freundlich fragend hin zur Unheil ahnenden Miene.
„Ist etwas mit meinem Sohn? Der wollte ein Auto holen.“ Er blickte durch das Tor den Weg hoch und hinunter, als suche er einen dort geparkten Pkw. Franz nickte nur.
„Moment! Ich hole den Schlüssel.“ Staatsanwalt Richtberg verschwand eilig um die Hausecke und kehrte alsbald mit einem mächtigen Schlüssel zurück, mit dem er das schwere Tor aufschloss und die Beamten auf das Grundstück ließ.
„Was ist mit meinem Sohn? Seinetwegen sind Sie doch hier?“ Kron schwieg bedrückt und Ulf beneidete ihn in dieser Situation nicht und war froh, diesmal nicht Überbringer einer solch traurigen Botschaft sein zu müssen.
„Ist meinem Sohn etwas passiert?“, fragte Richtberg nochmals nach. Kron nickte erneut.
„Was? ...was ist? Ist ihm etwas zugestoßen?“ Franz Kron schaute den Mann an, und sein „Ja“ war kaum zu hören.
„Ist er verletzt, vielleicht ein Unfall mit dem Auto?“ Franz nickte, schüttelte den Kopf, nickte wieder.
„Ist er tot?“ Die Stimme des Staatsanwaltes wurde lauter, energischer, er wollte jetzt Klarheit.
„Herr Richtberg, Ihr Sohn ist tödlich verunglückt,“ Franz hatte es geschafft.
„Neiiin!“ Richtberg schrie es heraus. Dann wandte er sich abrupt ab und schleuderte mit einer verzweifelten Geste den schweren Schlüssel in Richtung Terrasse, wo er eine deutliche Spur zerschlagenen Porzellans auf dem fertig gedeckten Frühstückstisch hinterließ.
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(17.01.2025)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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