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Artikel in der Berliner Morgenpost vom 01.09.05:
"Polizei-Poeten" im literarischen Einsatz
Brandenburger Beamter arbeitet als Buch-Autor
Von Axel Lier
Berlin - Die erste Leiche vergißt man nicht, heißt es unter Polizisten. Dabei ist der Umgang mit Toten nur ein Splitter aus dem Polizei-Alltag. Fast täglich werden die Beamten, die Dienst auf der Wache oder der Straße schieben, mit Unfällen, Raubdelikten, Suiziden, Schlägereien oder Diebstählen, mit brutalen Tätern und hilflosen Opfern konfrontiert. Wie gehen die Polizisten damit um, sich vorwiegend auf den Schattenseiten des Lebens zu bewegen? Einige, indem sie aufschreiben, was sie erleben - nicht fürs Protokoll, sondern fürs Publikum.
Steffen Pudimat, Polizeikommissar im Wach- und Wechseldienst auf der Wache in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald), ist einer der Autoren, deren echte Geschichten heute in Buchform erscheinen. "Die erste Leiche vergißt man nicht", lautet der Titel.
"Im polizeiinternen Intranet habe ich 2003 den Aufruf von Volker Uhl gelesen. Der hat das Internet-Projekt ,Polizei-Poeten' ins Leben gerufen und suchte Kollegen, die wahre Geschichten hinter der ,grünen Haut' aufschreiben", sagt der 30jährige. Pudimat war einer der wenigen, der einige Zeit später tatsächlich Texte einreichte. "Eigentlich fühlte ich mich vom Aufruf nicht angesprochen, weil ich noch gar nicht so spannende Sachen im Dienst erlebt hatte", erklärt er. Doch die Lust am Schreiben verlockte zum Mitmachen.
Steffen Pudimat, der seit seinem 16. Lebensjahr bei der Polizei ist, hatte bereits in der 5. Klasse einen Gedichtband verfaßt. "Seit mehr als drei Jahren schreibe ich nun an einem Roman, der von Erlebnissen aus meiner Jugendzeit handelt. In ihm geht es um meine musikalische Sozialisation, die Loslösung von den Eltern und um Nachwendegeschichten." Als den Förderer seines Schreibtalents vermutet Pudimat seinen Vater, ebenfalls Polizist: "Er hat mich immer zum Lesen angehalten. Noch vor meinen Klassenkameraden konnte ich die Buchstaben in der Fibel." Später wollte der junge Pudimat selbst schreiben. Und legte los.
Die Kurzgeschichten des Polizeikommissars im Buch "Die erste Leiche vergißt man nicht" heißen "Nachtschicht" und "Biest". In "Nachtschicht" beschreibt er einen Einsatz in seinem ehemaligen Schutzbereich in Frankfurt (Oder). Als Zivilstreife verfolgen sein Kollege und er Täter, die Autoradios klauen. "Mein Gegenüber reißt die Arme hoch und hält mir eine Schußwaffe vors Gesicht", beschreibt er im Buch eine Szene. Der Text "Bestie" handelt von der Auseinandersetzung mit einem Vorgesetzten. Beim Schreiben geht es dem jungen Beamten, der in Berlin wohnt, nicht in erster Linie um die Reflektion seiner Arbeit. "Wenn ich nach Hause komme, kann ich abschalten, die Einsätze hinter mir lassen", so Pudimat. Und dennoch: Die erste Leiche vergißt man nicht.
Der Artikel in der Berliner Morgenpost
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(06.12.2024)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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