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Der Fixer und die Oma
Autor: Toni Feller
Eingestellt am: 21.11.2003
Dieser Text im pdf-Format: Feller_Der-Fixer-und-die-Oma.pdf (28 kByte)
Wer den jungen Mann aus früheren Jahren kennt, der kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Welch ein sauberer, hübscher Bub war er damals!
Als seine Mutter noch lebte – sie war ein anständige Frau – sah man Heiko nie ungekämmt auf der Straße. Immer tipptopp angezogen war er. Sogar das Gymnasium hatte er besucht. Intelligent war der Junge, wie sein Vater. Sollte wie er einen guten Beruf haben und viel Geld verdienen.
Heiko war gerade sechzehn Jahre alt, als seine Mutter starb. Sein Vater lernte bald danach eine andere kennen. Mit ihr verstand sich der Junge überhaupt nicht. Und mit den Schwierigkeiten zu Hause, ließen auch die Leistungen in der Schule nach. Aus dem ehemaligen Musterschüler wurde einer, der nur noch mit Mühe sein Abitur schaffte.

Eine Zeit lang wollte ihm sein Klassenlehrer noch behilflich sein. Er gab sich wirklich alle Mühe, packte seine ganze pädagogische Trickkiste aus. Aber Heiko hatte einfach auf nichts mehr "Bock".
Jetzt ist er Einer, der in dem Viertausend-Seelen-Nest von allen schräg angeschaut wird. Die ganz "Gescheiten" in dem Ort, die, welche immer alles besser wissen, und jene, welche über alles auf dem Laufenden sind, die tuscheln selbstverständlich auch über ihn. Dann gibt es noch die so genannten "Stammtischler", die laut über Heiko und Seinesgleichen schimpfen. "Der Staat muss für diese Tagediebe aufkommen. Wir Steuerzahler sind es letztendlich, die für diese Nichtsnutze, diese Parasiten, bezahlen müssen."

Heiko merkt oft, wie ihm die Feindseligkeit wie ein eisiger Wind ins Gesicht schlägt. Na ja, im Grunde genommen trägt er auch ein wenig selbst die Schuld daran. Sein Outfit, wie man heute so schön sagt, ist alles andere als normal. Auf keinen Fall vertrauenswürdig. Eine Todsünde! "Nicht normal sein" heißt, man weicht von den ungeschriebenen Gesetzen des spießigen Kleinbürgertums in diesem Nest ab. Wenn auch nur durch sein Äußeres. Es passt dann halt eben irgendetwas so gar nicht zu den redlichen Bürgern, die Tag für Tag zur Arbeit gehen, nebenher vielleicht noch ihren kleinen Acker bewirtschaften oder zumindest einen Schrebergarten irgendwo außerhalb pflegen.
Heiko trägt immer die selben Sachen. Eine schwarze, abgeschabte und ganz enge Lederhose, die auf beiden Seiten von oben bis unten kreuzweise geschnürt ist. Dazu hat er eine schwarze Lederjacke an, die genauso schäbig wie die Hose aussieht und viel zu kurz ist. Oder soll sie am Bund vielleicht so kurz sein? Denn die Ärmel sind lang genug. Heiko trägt die Jacke auch im Sommer, obwohl es da ja richtig warm draußen ist. Wenn man den Jungen so sieht, könnte man meinen, ihm ist immer kalt. Ein blasses, hageres Gesicht mit großen Augen, die unsicher und manchmal ganz leer in die Welt schauen. Das Genick leicht eingezogen. Die Hände bis zum Anschlag in den Jackentaschen oder die Arme auch vor dem Bauch verschränkt. Dazu die Schultern nach vorne gedrückt. So wie einer, der eben immer friert. Schaut man genauer hin, kann man sogar sehen, wie er manchmal zittert. Dass der auch so verrückt ist, und immer nur dieses enge Lederzeug anzieht. In den Klamotten muss man ja frieren.
Aber selbst wenn es wärmer ist, zittert Heiko gelegentlich. Na ja, er ist eben spindeldürr, ein richtiger Spargeltarzan. Oder ist er vielleicht sogar krank? Aids? Wundern würde das niemand. Dann wäre es jedoch höchste Zeit, amtlicherseits etwas in die Wege zu leiten.

Nur wenn es sehr heiß draußen ist, sieht man ihn ohne seine Lederjacke. Ein schwarzes, vergammeltes T-Shirt trägt er dann und man kann sehen, dass er an beiden Armen tätowiert ist. Schön sehen die Bilder nicht aus. Die Schlange und der Adler erscheinen eigentlich noch harmlos.

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