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Polizei
Ein harter Beginn
Autor: Bodo Doering
Eingestellt am: 11.11.2006
Am Vortag hatten sie sich gut unterhalten, die beiden jüngeren Männer, die mit ihren Familien im gleichen Haus wohnten. Der eine ein erfolgreicher Angestellter, der andere amerikanischer Soldat.

Sie hatten sich im Treppenhaus getroffen, sich zu unterhalten begonnen, wie schon so oft, und der Soldat lud zum Whiskey ein, den er direkt aus der Flasche zum Trinken anbot. Sie setzten sich auf die Treppenstufen, aber während der Soldat sich an der Flasche labte, lehnte es der andere ab, daraus zu trinken.

Er bekomme ihn immer von seiner Frau als leuchtendes Beispiel für korrektes Auftreten vorgehalten, warf der Soldat seinem Nachbarn vor, und das ärgere ihn zuweilen, auch jetzt wieder, weil seine Frau erneut seine Trunksucht verteufelte.

Der Soldat wirkte aufgebracht. Der sonst so freundliche Umgangston begann sich zu ändern, wurde schärfer und schließlich begann der Soldat sein Gegenüber zu stoßen. Als sich der Wohnungsnachbar zurückziehen wollte, folgte ihm der Angetrunkene in die Wohnung. Wieder drängte er den anderen zum Trinken. Die erneute Ablehnung machte ihn schließlich rasend. Plötzlich schlug er zu, mehrmals, hart, und traf den schmächtigen Angestellten im Gesicht. Er drängte ihn gegen den Küchenschrank, an dem sich der Gepeinigte zu halten versuchte. Dabei bekam dieser ein kleines Küchenmesser mit kurzer Klinge zu fassen, das dort abgelegt war. Wieder traf ihn die Faust des Soldaten. Blut spritzte.

Die Hand des kleinen Mannes schnellte vor, als die harte Soldatenfaust erneut auf ihn zuflog, doch sie rutschte am Arm des Soldaten ab und traf dessen Oberkörper. Die kurze Klinge des Messers drang in die Brust ein und der Getroffene hielt inne, sah den im Gesicht blutenden kleineren Angestellten an, schien sich zu besinnen und begann sich zu entschuldigen.

Wieder setzte er sich im Treppenhaus auf eine Stufe, als sei nichts geschehen, wollte die Unterhaltung fortsetzen. Doch er wurde zusehends ruhiger, dann fasste er sich an die linke Brustseite, sah in seine Hand, an der jetzt auch Blut haftete, blickte auf sein weißes Unterhemd und staunte über den roten Fleck, der sich langsam vergrößerte.

"Your knife, Werner", nickte er bestätigend, fast wieder nüchtern wirkend. Dann wurde er still und langsam fiel sein muskulöser Oberkörper zur Seite und an die Wand. Zu helfen war dem Soldaten nicht mehr. Als der Arzt eintraf, war er bereits gestorben.

Sichtlich erschüttert schilderte mir der schmächtige Angestellte während seiner Vernehmung den Verlauf dieser Auseinandersetzung, an deren Wahrheitsgehalt ich keine Zweifel hatte. Er habe fürchterliche Angst vor den Hieben des Amerikaners gehabt und um seine Gesundheit und schließlich sein Leben gefürchtet. Er wollte mit dem Messer nur die Faust des Gegners treffen. - Für den nächsten Tag war die Obduktion des Soldaten in Gelnhausen angesetzt.

Am nächsten Morgen schaute der Chef in die Runde, wen er noch mit mir schicken solle und entdeckte neben der Eingangstür zum Büro einen schlanken jungen Mann, adrett gekleidet mit dezent gemustertem Sakko, dunkler Hose und sauber gebundener Krawatte, wohl darauf wartend, dass ihn jemand anspreche.

"Wer sind denn Sie?", wandte sich der Chef an den jungen Mann.

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