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Ärztliche Hilfe
Autor: Michael Birkhan
Eingestellt am: 25.07.2006
"Sind wir hier heute die Alleinunterhalter oder was? Seid fast drei Stunden kurven wir von einem Einsatz zum Nächsten. Ich habe einen Brand wie eine Bergziege. Meine Zunge klebt am Gaumen. Das man bei uns nicht mehr zum Essen kommt, ist ja nichts Neues. Aber ein Schluck feuchtes wäre jetzt nicht schlecht. Zum Glück riecht es im Wagen nach Veilchen."
Brummend kurbelt Jürgen die Scheibe vom Streifenwagen herunter. Der Geruch nach Urin, Schweiß, Alkohol u. Erbrochenes lässt sich kaum vertreiben. Obwohl er schon in der Zelle pennt, begleitet uns der Obdachlose so weiter auf Streife.
Spätdienst an einem drückend heißen Sommertag. Verzweifelt versucht der Funksprecher seine Einsätze über den 4m-Kanal loszuwerden.
Die Wache meldet sich über 2-Meter-Funk:
"Was treibt ihr eigentlich die ganze Zeit? Hört ihr den Funk nicht mit? Hier stapeln sich die Einsätze und ihr pflückt Zeit Blumen."
Jürgen zieht die Augenbrauen hoch und erwidert:
"Ich weiß schon jetzt, wer gleich als nächster in der Zelle landet."
Als ich auf dem Fahrersitz hin und her rutsche blickt mich mein Streifenpartner irritiert an. Ich erkläre ihm meine Beweggründe:
"Seid fast einer Stunde muss ich für kleine Königstiger. Wenn wir nicht bald die Burg anlaufen pinkele ich in den Fußraum."
"Das ist ja bei Dir nichts Neues."
Der nächste Einsatz: "Angesehener Geschäftsmann verprügelt Ehefrau. Die Nachbarn haben angerufen. Soll nicht das erste Mal sein."
Wir klingeln. Wieder Veilchenduft. Abfällig erklärte er:
"Handlanger und Büttel betreten mein Domizil nicht. Das was ich in einem Jahr an Geld mache, verdienen sie beide im ganzen Leben nicht. Ihren Polizeipräsidenten und den Bürgermeister kenne ich persönlich. Ihre Kariere ist schneller beendet, als sie glauben und jetzt raus hier. Meine Frau ist die Treppe heruntergefallen. Mit kleinen unbedeutenden Staatsbütteln unterhalten sich weder meine Frau noch ich."
Gewohnt, dass seine Worte befolgt werden, wird er rasend, als er damit bei uns nicht landen kann.
"Wir wollen mit ihrer Frau sprechen."
Die Gemahlin taucht auf dem polierten Marmor im Flur auf.. Sie zittert. Die Augen geschwollen. Sie weint. Versucht ihr Gesicht zu verdecken.
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als Herr Einflussreich fixiert mit der Wange am kühlen Marmor ist. Er schreit. Seine Stimme überschlägt sich:
"Hilfe. Polizeibrutalität. Das wird ein Nachspiel haben. Holen sie sofort den Bürgermeister und den Polizeipräsidenten ans Telefon. Ich werde sie beide aus dem Polizeidienst entfernen lassen. Sie haben ja keine Ahnung, mit wem sie sich anlegen. Sie betreten nicht mein Haus."
"Wetten doch?, " lacht Jürgen. "Bestellen sie dem Bürgermeister und dem Polizeipräsidenten einen schönen Gruß von uns. Bezüglich unseres Gehaltes muss ich ihnen allerdings Recht geben. Für diesen Scheiß verdienen wir wirklich zu wenig."
Wir setzen unseren Weg ins Haus fort.

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