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Die "BoWu" vorm "BuKa":
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Autor: Dr. Martin Eichhorn Eingestellt am: 08.03.2006
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Auf einer Polizeidienststelle in Berlin-Kreuzberg
"Gleich kommt der BuKa, lass uns mal schnell noch eine BoWu essen!"
Wie soll ich das denn verstehen? Während meiner Tage auf dem Abschnitt, so heißen Polizeidienststellen in Berlin, war ich häufig ein "Fragezeichen auf Füßen". Wer sich unter Polizeibeamten bewegt, muss ein gutes Gedächtnis für Abkürzungen haben. Oft hilft aber auch etwas Fantasie: Der Bundeskanzler (BuKa) war es, auf dessen Erscheinen wir bei einer Veranstaltung warteten; und eine Bockwurst (BoWu) war es, die vorher noch den Weg in den Bauch finden sollte …
Doch der Reihe nach: Ausgestattet mit meinem überdimensionierten Hospitanten-Ausweis – nach Einsätzen bei der Entführung eines Busses der Berliner Verkehrsbetriebe und dem am 1. Mai bereits ziemlich zerknittert – und ausgestattet mit dem "Jedermannsrecht", stand ich eines Morgens früh, der Schutzmann nennt das "null siebenhundert" (7 Uhr), im Vorzimmer des Abschnittsleiters. Nach einem Gespräch wurde ich einem freundlichen, stellvertretenden Dienstgruppenleiter an die Hand gegeben, der fortan als mein "Eventmanager" fungierte. Er wies mich in die alltäglichen Aufgaben ein und erzählte vom Kreuzberger Leben. Zudem berichtete er mir, dass ein Praktikant vor kurzem belobigt wurde, weil er während seines Praktikums auf diesem Abschnitt einen Bankräuber hatte stellen können. Das weckte Begehrlichkeiten.
Vor mir lag Kreuzberg, der einzige Berliner Abschnitt mit gleich fünf Dienstgruppen, ein Stadtteil, der nie schläft, wo buntes Treiben herrscht und eine Alarmierung der nächsten folgen sollte: So brauchte ich auf "events" auch nicht lange zu warten. Zumindest in meinen Augen handelte es sich bei dem Erlebten um spannende Vorkommnisse. Für die Kolleginnen und Kollegen indes war die Zeit, die ich miterleben durfte, Routine: "eine Ausgelöste" (Alarmanlage), diverse "Häusliche" (Gewalt in Partnerschaften und Familien), "KVs" (Körperverletzungen), Ruhestörungen, eine vermeintliche Trunkenheitsfahrt, eine Passeinsicht, Beförderungserschleichungen (dienstgradunabhängig, meint nämlich das "Schwarzfahren"), natürlich zahlreiche "Kaltverformungen" (Verkehrsunfälle) und "Hüllen" (hilflose Personen), die mir in Kreuzberg um einiges hilfloser zu sein schienen als anderswo.
Erwähnte ich gerade die Passeinsicht? Manche Kreuzberger Straßen scheinen eine gewisse Aura zu besitzen: Dies lässt sich daran fest machen, dass Kollegen aus einer fernen Direktion wegen einer solchen Maßnahme beim Kreuzberger Abschnitt um Unterstützung baten. Nur zu zweit wollten sie lieber nicht die Familie des Beschuldigten in der Adalbertstraße aufsuchen …
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* Aktuelles *
(24.02.2021)
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"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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