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Mord am schwarzen Busch
Autor: Ulrich Hinse
Eingestellt am: 28.12.2005
Dieser Text im pdf-Format: Mord.pdf (148 kByte)
Die Luft war schon am frühen Morgen geschwängert von der drückenden Schwüle, die nachmittags ein Gewitter erwarten ließ. Selbst ein Spaziergang über den festen nassen Sand am Strand, dort, wo sonst immer eine leichte Brise eine angenehme Erfrischung brachte, war heute sehr schweißtreibend. Nur wenige unermüdliche Urlauber und Kurgäste hatten sich aufgerafft, am langen Strand vor dem Schwarzen Busch auf der Ostseeinsel Poel zu joggen oder nur, wie an all den Tagen vorher, den Sonnenaufgang zu genießen.
Heute gab es nichts zu genießen.
Die ganze Welt schien in ein waberndes, helles Grau gehüllt, das nur ein diffuses Licht durchließ, einem römischen Dampfbad nicht unähnlich. Weniger als hundert Meter weit konnte man sehen. Auch Hinrich Jaspers nicht, sosehr er sich auch bemühte.
Am Vorabend war der arbeitslose Bergmann aus dem Harz spät am Abend, nach mehr als fünfstündiger Autofahrt, auf der Ostseeinsel angekommen, um hier seine Frau Maike und seinen vierjährigen Sohn Erik zu besuchen, die in der Ostseeklinik, nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, eine Kur verlebten. Er hatte sein Kommen nicht angekündigt. Es sollte eine Überraschung werden, denn seine Frau hatte am kommenden Tag ihren 25. Geburtstag. Hinrich Jaspers hatte sich in einer kleinen, preisgünstigen Pension in der Nähe des Strandes einquartiert. Die Wirtsleute hatten schon nicht mehr mit ihm gerechnet, so spät war es geworden. Mit brummiger Miene hatte die Vermieterin ihm sein Zimmer gezeigt, auf die Frühstückzeiten hingewiesen, ihm die Bedienung des Fernsehers erklärt und das am Computer selbst hergestellte Faltblatt in die Hand gedrückt, aus dem ihrer Meinung nach alles Wissenswerte über die Insel Poel, Wismar und Umgebung zu entnehmen war.
Die schwüle Nacht und die Anspannung der langen Fahrt ließen ihn nicht sofort einschlafen, so hatte er noch einen nächtlichen Spaziergang bis zum Wasser unternommen. Langsam schlenderte er über einen Holzweg zu einer ebenso hölzernen Plattform. Etwa hundert Meter Richtung Osten, dort wo in einiger Entfernung ein Leuchtturm sein Licht mit einem regelmäßig erscheinenden weißen Finger über das Meer warf, amüsierten sich zwei Pärchen. Sie nutzten die Nacht, um nackt ins Wasser zu laufen, wo sie sich gegenseitig mit dem kalten Meerwasser bespritzten. Die Männer schlugen lachend auf die Wellen, während die Frauen quietschten, wenn sie von den kalten Wasserspritzern getroffen wurden. Hinrich beobachtete die Pärchen eine Weile. Als die Badenden aus dem Wasser kamen, drehte er sich um und ging in Richtung Timmendorf, wollte er doch nicht als Spanner gelten. So sah er gerade noch, wie sich eines der Pärchen auf eine Decke legte, während das zweite Händchen haltend zwischen den Dünen verschwand.


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