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Polizei
Die uniformierten Jahre des Ulf Hornung
Autor: Bodo Doering
Eingestellt am: 29.08.2005
Seite 2 von 5

„Kommen Sie her, Hornung. Hier steht Ihr Wagen!“ Ulf schaute auf ein schauriges altes Herrenfahrrad, mit polizeigrünem Rahmen, schwarzen Schutzblechen und Gesundheitslenker.
Ulf war schockiert. In ihm wehrte sich alles, in Uniform auf einem Fahrrad, und dazu noch so einem hässlichen, in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Dies erschien ihm nicht akzeptabel. Er hatte schon den Hundertschaftsführer der benachbarten 5. Hundertschaft auf einem solchen Fahrrad gesehen, wenn der zum Mittagessen in voller Uniform seiner Wohnung zustrebte. Als besonders peinlich empfand es Ulf, als dieser Hauptkommissar eines Tages, mit einem Alpenveilchentopf in einer Hand, auf dem Fahrrad die Unterkunft verließ. Niemals zuvor hatte Ulf einen Polizeibeamten ein Fahrrad benutzen sehen.
Eigentlich mochte Ulf nicht lügen und vermied dies, wo immer es möglich war. Diesmal aber ging es nicht anders.
„Herr Obermeister, ich kann nicht Rad fahren“. Ulf schaute ihn ernst an in der stillen Hoffnung, nun einen Dienst-Pkw benutzen zu können.
„Kommen Sie mit“, und beide gingen den Weg zurück in das Büro des Obermeisters, von dem aus eine Türe zur anderen Seite, zum Büro des Hundertschaftsführers offen stand. Der Spieß ging hinein und berichtete, dass hier ein Wachtmeister sei, der nicht Rad fahren könne.
Hauptkommissar Kleiber erschien sofort und schaute Wachtmeister Hornung erstaunt an. Dann schüttelte er den Kopf und meinte, die heutige Jugend könne doch durchaus Rad fahren. Und er fuhr fort:
„Ich habe zwei Töchter“, setzte er an, und Ulf hatte auch schon gehört, dass sie beide sehr hübsch seien. „Und allabendlich stehen in Hanau, wo ich wohne, die jungen Männer aus der Nachbarschaft mit ihren Fahrrädern vorm Haus und warten auf die Mädels. Die jungen Männer mit den ... mit den ...“ Kleiber bewegte seinen Daumen so, dass Ulf erkennen konnte, er meinte die Fahrradklingel. „Sie machen Lärm, um auf sich aufmerksam zu machen.“
„Wo stammen Sie denn her?“, wollte er nun wissen. Ulf hatte Haltung angenommen und beantwortete wahrheitsgemäß: „Aus Wiesbaden, Herr Hauptkommissar.“
„Ja, gibt es denn da keine Fahrräder?“ Er fragte weiterhin ungläubig.
„Doch schon“, gab Ulf zu, „aber wer bei uns in Wiesbaden bei Mädchen imponieren will, muss mindestens mit dem Vesparoller vorfahren.“
„Beim nächsten Dienstsport melden Sie sich, lassen sich ein Fahrrad geben und üben das Fahren, verstanden?“.
„Jawohl, Herr Hauptkommissar!“
Der Spieß legte seinen Kopf etwas zur Seite, grinste und meinte, wer nicht mit dem Rad fahren könne, müsse eben laufen. Und so konnte sich Ulf beim Botengang zum Postamt zu Fuß diesmal die Blamage des Radfahrens in Uniform ersparen.
Wenige Tage später war wieder Sport angesagt. Die Hundertschaft war bereits im Sportdress angetreten. Ulf hob die Hand und meldete sich beim Sportkommissar zur befohlenen Radfahrübung und löste damit ein lautes Gelächter der angetretenen Kollegen aus.
„Lassen Sie sich vom WuG, dem Waffen- und Gerätewart, ein Fahrrad geben!“
Während sich die angetretenen Sportler nun erneut vor dem Gebäude in Richtung Sportplatz formierten, schob Ulf jenen alten „Hirsch“ von Dienstfahrrad aus dem Haus, den ihm schon der Spieß vor ein paar Tagen als WvD-Fahrrad gezeigt hatte.
Seitlich der wieder angetretenen Kollegen versuchte Ulf nun, das Fahrrad zu besteigen. Es machte ihm unendlich viel Mühe, sich dumm anzustellen. Natürlich konnte er Rad fahren, war er doch früher stolzer Besitzer eines eben solchen alten und unansehnlichen Vehikels und als Pfadfinder jahrelang mit seiner Sippe auf Touren gewesen.

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