|
Frau in Rot
|
Autor: Volker Uhl Eingestellt am: 29.08.2005
|
„Ich schnappte noch den Verbandskasten und rannte hinter dem Anrufer in die Tiefgarage. Er war kräftig. Ich selbst war im Training und rief ihm zu: ‚Gleich zur Frau!’. Wir rannten quer durch das erste Parkdeck auf eine graue Stahltüre zu, die zu einem weiteren Deck führte. Als wir uns der Tür näherten, keuchte er „Da rein, Treppe runter. Dort liegt sie.“ Ich öffnete die Türe und ging auf sie zu.“
Dieser Abend lag nun schon über vier Jahre zurück.
Marcus, der erfahrene Polizeihauptmeister, fährt Streife mit der 20-jährigen Praktikantin Claudia. Sie ist gerade mal ein Jahr in der Ausbildung und fährt zum zweiten Mal Nachtdienst. Marcus lässt sie nicht ans Steuer. Er liebt es, selbst den Streifenwagen lässig durch die engen Straßen der Stadt zu steuern. Den Arm links am Türholm, navigiert er den VW Bully nun durchs menschenleere Maintal.
Die beiden haben trotz der späten Stunde noch einen Auftrag. Die Überwachung des Wohnhauses von Richter Nedlich am Oberlandesgericht Frankfurt. Stündlich muss sein Haus in die Streife mit einbezogen werden. Über Funk würde Marcus dann das Kennwort „Buntspecht“ an die Zentrale melden. KbV –„ keine besonderen Vorkommnisse“ wird der Wachhabende neben die Uhrzeit der Meldung schreiben. 2 Uhr 55 – alles ruhig.
In die Stille plärrt der Lautsprecher: “Hessen 11/452, Fahrt beschleunigt nach Miltenberg zur Tiefgarage am Schlossberg, Ecke Cafe Hentsch. Dort wurde bewusstlose Frau aufgefunden. Rettungswagen ist verständigt.” Während Marcus das Steuer herumreißt und sich mit quietschenden Reifen auf den Weg macht, schläft ‘Buntspecht’ unbeschützt einfach weiter.
“Schalt’ das Blaulicht an. Der Knopf in der Konsole. Zieh ihn nicht raus. Kein Martinshorn. Da wecken wir nur unnötig Leute auf.” Aufgeregt findet Claudia den Knopf und dreht ihn zur Seite. Grelle Blaulichter zerschneiden die Nacht und spiegeln sich in den Mainfluten. “Mach den Funk lauter.”
1 2 (4235)
|
|
|
|
* Aktuelles *
(23.11.2024)
|
|
"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen
Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich
fühlte. Und das war meine Rettung...
... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir
Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist
alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
|
|