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Polizei
Schneegestöber
Autor:
Eingestellt am: 05.06.2005
Seite 2 von 3

Mein Kollege trat immer wieder in kurzen Abständen auf die Bremse... Stotterbremsen, trotzdem rutschten wir munter weiter. Er sah mich an grinste und meinte
„Festhalten!“
Aus meinem Handy dröhnte die Stimme des Kollegen von der Leitstelle.
„Hallo?? Alles klar bei euch??? Seid ihr noch da??“
Ich ließ das Handy fallen und hielt mich am Armaturenbrett fest. Während mein Kollege das Steuer herumriss und wir langsam rechts am querstehenden Tankzug vorbei rutschten. Ich schnaufte, angelte wieder nach dem Handy.
„Bin wieder da. Hier steht ein Tankzug quer, die Fahrbahn ist eine Eisfläche und wir wären grad fast drauf gegangen.“
„Euch geht's gut? Gefahrguttankzug?“
„Uns geht's gut, kein Gefahrgut.“
Mein Kollege stürmte nach draußen und belud sich mit Lämpchen und Hütchen und allem was wir so an Flimmer- und Blinkezeug dabei hatten.
„Schick alles was du so hast hier runter, und mach ne Radiowarnung, dass die Gefahrguttransporter die Rastplätze anfahren sollen. Am liebsten wäre es mir die Bahn komplett zu sperren, aber das kann ich nicht entscheiden.“
„Ich kümmere mich um alles, behalt dein Handy in Hörweite.“
Ich legte auf und stieg aus. Wo ich quasi sofort auf meinem glücklicherweise durch den dicken Mantel gepolsterten Popo landete. Ich setzte wieder an zu fluchen, während ich versuchte mich an unserem Bulli wieder aufzurichten.
Der Fahrer des Tankzugs tauchte vor mir auf.
„Nix wissen wie passiert. Aber nirgendwo gegengefahren!“ sagte er und streckte stolz die Brust heraus.
Irgendwie musste ich grinsen.
„Schneeketten dabei??“ Er schüttelte traurig den Kopf.
„Kaputt!!“
Ich nickte und wühlte in den unermesslichen Tiefen unseres Kofferraums einen Sack Streugut hervor. Der kleine polnische Lkw-Fahrer grinste.
„Das gut, damit geht.“
Ich lächelte ebenfalls und schleifte den Sack hinter mir her. Gerade wollte ich mich wundern warum das so leicht ging, als ich aus dem Augenwinkel sah wie mein Kollege den Sack am anderen Ende anhob.
„Hab alles an Absicherrungskrempel aufgebaut was wir so haben."
„Fein, du weißt was ich vorhab?“
„Jaja.“
Zu zweit schleppten wir den Sack von Rad zu Rad des Sattelzuges und streuten Salz auf die Fahrbahn. Der kleine Pole winkte aus dem Führerhaus und fuhr langsam an. Bedrohlich rutschte der Lkw zur Seite auf unseren Bulli zu. Ich schlug die Hände vor den Kopf und wartete auf den unvermeidlichen Aufprall. Doch nichts passierte. Unerklärlicherweise fanden die Räder wieder Halt und der Tankzug rutschte zurück in eine gerade Postition. Ich klatschte vor Freude in die Hände und sprang in die Luft. Ganz sicher wäre ich wieder auf dem Po gelandet, wenn mein riesenhafter Kollege mich nicht am Kragen gepackt und strampelnd in der Luft festgehalten hätte. Er lachte und schleifte mich zurück zum Bulli.
„Du bist ein Huhn.“ brummte er in seinen Schal und setzte zurück, um unsere Lämpchen einzusammeln. Die Fahrer der ersten Fahrzeuge in dem mittlerweile entstandenen Stau winkten und freuten sich, dass es weiter ging.
Auch wir fuhren weiter. Während ich den Stand der Dinge wieder per Handy weitergab. Der Funk war immer noch tot.
Vor uns im Schneegestöber konnten wir einen Corsa im Graben ausmachen. Daneben eine vermummte Gestalt wild winkend. Wir stoppten, diesmal ohne Rutschpartie punktgenau mit Blaulicht hinter dem Kleinwagen. Ein zitterndes vermummtes Mädel zappelte neben dem Wagen herum. Tränchen in den Augen, aber offenbar unversehrt.
„Ich bin einfach gerutscht. Ich hatte so Angst. Ich hab den Führerschein doch erst seit 3 Tagen.“
Mein Kollege tröstete erstmal, während ich halb unters Auto krabbelte, um zu begutachten wie kaputt es war. Während der Kollege das Mädel erstmal zum Aufwärmen in unseren Bulli setzte kramte ich wieder in unserem Kofferraum und brachte ein Seil zum Vorschein. Corsa an Bulli befestigt und mit auf dem Eis durchdrehenden Reifen kräftig gezogen, schon stand der Kleinwagen wieder auf der Fahrbahn. Bisschen dreckig aber fahrtüchtig. Lediglich einen Leitpfosten hatte es übel erwischt.


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Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
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