Kopf
Home
Idee & Ziel
Schreib einfach!
Die Texte
Die Autoren
Verein
Buchprojekte
Shop
Presse
Termine
News
Blog
Links
Gästebuch
häufige Fragen (FAQ)
Kontakt
Polizei-Poeten Logo
Polizei
Atemzug
Autor: Ulrich Hefner
Eingestellt am: 16.03.2005
Dieser Text im pdf-Format: Atemzug.pdf (12 kByte)
Der Anruf erreichte mich gegen sechs Uhr in der Frühe. Ich war mitten im tiefsten Schlaf, dennoch hörte ich den schrillen Ton des Telefons. Es riss mich aus meiner bunten Traumwelt zurück in die kalte und triste Realität. Sofort als ich die Stimme vernahm, wusste ich es. Unausweichlich, unvermeidbar. Es war soweit.
Eigentlich hatte ich es immer in meinem Hinterkopf, hatte es nur verdrängt, in eine dunkle und unergründliche Ecke meines Verstandes geschoben. Ließ es überlagern von den freudigen Ereignissen des Lebens. Doch nur ein kurzer Anruf, das erste Wort aus ihrem Mund genügte, damit der Gedanke an das Unausweichliche unaufhaltsam die Mauer des Vergessens durchbrach.
Ich hetzte ins Bad, streifte mir notdürftig meine Kleider über und rannte die Treppen hinunter zu meinem Wagen.
Es regnete und das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in Pfützen und auf der nassen Straße. Ich startete den Motor.
Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war Zwanzig nach Sechs. Hoffentlich würde ich es noch rechtzeitig schaffen.
Die Straßen waren frei. Ich kam gut voran. Bald schon bog ich auf die Autobahn ab. Mein Blick streifte den Tacho. 150 km/h. Sie hatte es immer gehasst, wenn ich raste.
"Fahr langsam, pass auf!" hatte sie immer gesagt. Überhaupt liebte sie, wenn es gemütlich zuging. Deshalb fuhr ich mit ihr meist über die Landstraßen. Sie blickte aus dem Fenster und immer, wenn ihr Blick etwas Sehenswertes erhaschte, eine schöne Blumenwiese, eine wundervolle Kirche, einen hübschen Fleck, dann bat sie mich den Wagen anzuhalten. Fast so, als ob es um uns herum überhaupt nichts anderes gab, als nur den Augenblick.
Nur in der letzten Zeit wurden die Ausfahrten immer weniger. Ihr ging es nicht so gut. Sie ahnte wohl schon, was kommen würde.
Ich blickte auf die Uhr. Kurz vor Sieben. Noch hundert Kilometer lagen vor mir. Der Verkehr nahm zu. Unzählige Lastwagen schlängelten sich auf der rechten Spur den Berg hinauf. Sie schienen wie Schnecken zu kriechen.
Ich weiß, sie hätte es gerne gehabt, wenn ich bei ihr geblieben wäre. Aber es war nun einmal nicht möglich. Wo hätte ich als Informatiker schon arbeiten können. Hagedorf war nun einmal nicht der Nabel der Welt.


   1  2  3   weiter
(4339)
Share in Facebook

* Aktuelles * (11.12.2024)
Neue Texte:
Tod am Vormittag (T. Knackstedt)

Neue Autoren:

"Ich entschloß mich von dem Standpunkt meiner eigenen Erfahrungen zu schreiben, von dem was ich wusste und was ich fühlte. Und das war meine Rettung...

... Was ist Original? Alles was wir tun, alles was wir Denken existiert bereits und wir sind nur Vermittler. Das ist alles. Wir machen von dem Gebrauch was bereits in der Luft ist."
Henry Miller, aus einem Interview in den 60-iger Jahren
Home   Idee & Ziel   Schreib einfach!   Die Texte   Die Autoren   Verein   Buchprojekte   Shop   Presse   Termine   News   Blog   Links   Gästebuch   häufige Fragen (FAQ)   Kontakt   
Impressum & Datenschutz    eMail an uns

©2002..2024, POLIZEI-POETEN, Volker Uhl, Robinienweg 6, D-79189 Bad Krozingen
Besucher (seit 1.9.2002):
counter by web-conceptioncounter by web-conceptioncounter by web-conceptioncounter by web-conceptioncounter by web-conceptioncounter by web-conceptioncounter by web-conception


gestaltet von: Web-Conception Internet Service   www.web-conception.de